Mittwoch, 6. Mai 2009

Der alltägliche Telefonterror

Um nicht nur immer Bilder und Geschichten von tropischen Stränden, Subtropischen Regenwäldern und Tropicalsäften zu posten, will ich euch einmal von dem ganz normalen Wahnsinn schreiben der mein täglich Brot ist. Naja wir verdienen so wenig, dass man sich nicht mal Brot leisten kann, aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Tag. Außerdem sind wir in den Tropen und hier meckert man nicht so viel wie in Deutschland, hier ist man tropisch positiv. Wobei grade die Regenzeit wieder angefangen hat, was einfach nur scheiße ist, das kann man drehen und wenden wie man will. Das ist und bleibt scheiße.

Zurück zu meinem Alltag also... der beginnt normalerweise zur zivilen und annehmbaren Stunde. Punkt 8:00. Nur heute musste ich früher raus.Um 6:00 morgens verlasse ich also mein Bett und bin bei weitem nicht alleine im Haus unterwegs, denn um diese nachtschlafende Zeit sind meine Brüder schon aus den Federn und am Duschen, Früstücken und Lamentieren. So geselle ich mich ein Weilchen dazu bevor ich los muss, denn heute besuche ich ein Colegio. Wenn Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten oder so was in der Art. Zum Glück bin ich trotz fehlendes Sportes noch in der Lage mich geschmeidiger als ein Bergmassiv zu bewegen und passe in Busse und Taxis und so geht es zu meinem ersten Stopp des Tages.

Der ist eine katholische Schule. So richtig mit Nonnen. Gibt man denen den hier üblichen Wangenkuss oder die Hand? Ich hab keine Ahnung und entscheide mich gegen alles und für einfach mal nichts tun. So werd ich kurz mal allen Schülern auf dem sprichwörtlcihen Präsentierteller präsentiert und halte eine kleine Rede vor der versammelten Schülerschaft. Arme kleine Wesen, katholische Schulen machen bestimmt keinen Spaß. Die Nonne ist jedenfalls sehr nett. Zum Abschied sag ich einfach Tschüß und mach mich von dannen.

Auf dem Weg zur Arbeit, denn es ist immer noch sehr früh am Tag und es gilt ja "ora et labora", passiert dann ein definitives Highlight dieses Tages. Mein Bus wird ungefähr auf der Höhe auf der ich mich befinde von einem ausparkenden Kleinlaster mit Zeitlupengeschwindigkeit gerammt. Volle Breitseite. Ein wenig Lamentieren und eine Fahrerflucht später, gehts dann in einem anderen Bus weiter. Denn hier in Costa Rica müssen die Unfallbeteiligten an Ort und Stelle stehen bleiben bis die Polizei kommt. Ort und Stelle bedeutet so wie der Unfall geschehen ist. So gehen die meisten Staus hier auf Kosten solcher in mitleidenschaft gezogenen an ungünstigter Stelle stehenden Wagen. Und natürlich der vielen Schaulustigen die sich das Spektakel des Unfalls nicht entgehen lassen wollen und deswegen möglichst langsam vorbei fahren. So entstehen die meistens Staus auch auf der Nebenfahrbahn des eigentlichen Unfalls.

Nicht nur die Nonnen und Pfaffen spinnen, sondern auch die Costa Ricaner. Aber was solls der Tag ist ja noch lange nicht vorbei, also kann man sich auch nicht zu lange mit wundern aufhalten.

Schließlich gilt es heute noch mehr Schulen zu besuchen. Das ist eine willkommene Abwechslung vom normalen Büroalltag und bringt uns hoffentlich viele willige und zahlundswillige kleine Ticos die alle in so traditionelle Bombenländer wie Ungarn, Maleisia oder Brasilien wollen (welche Idioten gehen schon für nen Jahr nach Brasilien...Rad ab!). Das einzige Problem die meisten Schulen wollen nicht so wirklich wie wir wollen, denn die sind privat Schulen und verdienen gut an ihren Schülern, also ist deren Interesse mit uns zu teilen eher gering einzuschätzen und so können wir oft nur Flyer und Broschüren, Poster und gute Worte vor Ort lassen und müssen uns vertrösten lassen, meistens auf den weltberühmten Sankt Nimmerleinstag, manchmal wird auch der Tag an dem die Hölle zu friert in Aussicht gestellt. Was besser ist keine Ahnung, dazu hab ich nicht lange genug mit den Nonnen geredet.

Jedenfalls gewährt uns ein alter Haudegen von Lehrer eine Audienz. Was sowohl lustig und unterhaltsam, als bizarr und langweilig, als hilfreich und produktiv und manchmal merkwürdig war, denn dieser Lehrer ist schwer interessiert und gibt uns einen Termin um mit den Schülern zu reden, gleichzeitig ist er sehr begeistert von unserer Vergangenheit als Austauschschüler aber behauptet chinesisch und portugisisch wären die Sprachen der Zukunft. Dies bezweifle ich schwer und lass mir auch von niemanden einreden, dass portugisisch lernen was hilfreiches für meine berufliche Zukunft wäre. Ey ich hab mich für Brasilien wegen Strand, Sonne, Fußball und Karnevall entschieden. Also redet mir da gefälligst nicht rein. Ansonsten haben viele Menschen strange Ansichten über Hitler, aber das ist ja nichts neues. Alles in allem einer dieser Lehrer die gerne reden...und reden...und reden.

Nachmittags zurück in der Oficina heißt es dann telefonieren! Das ist ein so großer Spaß, dass sich alle die Telefonhörer gegenseitig aus den Händen reißen, weil niemand nichts lieber macht. Und deswegen sitz ich vor einer Liste mit annährend 200 Namen, diese welche ich anrufen darf und blogge lieber. Hach wie schön prokrastinieren. Vielleicht sollte ich so nen Experten über Telefon anrufen, damit der mir mit dieser schweren, stark im kommenden (laut meines einzig meinungsbildenden Nachrichtenmediums SPIEGEL Online) Krankheit hilft. Oder eine meine neuen Nonnenfreundinnen. Die haben immerhin einen kurzen Draht zu dem da oben.

Ich telefonier dann mal wieder ein bisschen...

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