Donnerstagabend 23:22 im Fernseher läuft "40 year Old Virgin" und meine Füße sind kalt, der perfekte Moment um sich eines der wichtigen Problemen der Welt zu zuwenden. Der Text ist nicht lustig, sondern verdammt ernst und lang, also überlegt euch ob ihr es wirklich lesen wollt.
So weit ich verstehe und nachvollziehen kann was gerade im nahen Osten abläuft, dann ist das ein weiterer Beweis dafür das der Mensch in Wahrheit kein vernunftbegabtes Wesen ist. Und leider auch nicht aus seinen Fehlern lernt. Dieser elendige, seit Jahrzehnten andauernde Konflikt hilft keiner der beiden verfeindeten Seiten.
Palästinenser werden indem sie Raketen auf Israel feuern keinen eigenen Staat erreichen und Israel wird nie in Ruhe und Frieden existieren solange es Palästinenser und den Rest der muslimisch/arabischen Welt gegen sich aufbringt. Ich hielt bisher immer wirtschaftliche Gesichtspunkte auf lange Sicht als in jeder - in unserem System - logischen Politik als Tonangebend. Die einzigen die aus dem Dauerkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern kommerziellen Nutzen ziehen sind amerikanische Rüstungsunternehmen. Israels Wirtschaft, besonders Zweige wie Tourismus leiden und enorme Kosten für Sicherheitsvorrichtungen belasten ein ohnehin nicht durch natürlichen Reichtum gesegneten Landstrich enorm. Im palästinensisch kontrollierten Teil des "heiligen Landes" ist von funktionierender Wirtschaft zu sprechen ein schlechter Witz. Ohne ausländische Hilfe und den allumspannenden Schwarzmarkt wäre die prekäre Lage noch katastrophaler.
Warum reißen sich die entscheidenden Männer (und Außenministerin Zivni) der Politik beider Länder nicht zusammen oder werden wie in anderen Ländern der Welt von wirtschaftlichen Interessen zur Räson gerufen. Wo sind die tausenden von Lobbyisten, die auch sonst erfolgreich ihre Agenda durchsetzen. Diese interessiert sich normalerweise nicht für moralische oder ideologische Erfolge sondern hohe Rendite.
Aus dem rein wirtschaftlichen Gesichtspunkt ist dieser ganze Konflikt vollkommen "meschugge", einzelne Partikularinteressen zerstören das Große Ganze, ein friedliches Zusammenleben von Millionen von unschuldigen Menschen, eine Zukunft für eine Region der Welt in der seit tausenden von Jahren konstant in politischer, sozialer und religiöser Unruhe geherrscht haben.
Grade Religion scheint der Schlüssel zu diesem vollkommen vertrakten Schloss zu sein, denn scheinbar kann nur etwas so vollkommen subjektives und unlogisches wie Religion diesen vollkommen "abgefuckten" Konflikt zu sein. Aber, in vielen Momenten in der Geschichte haben Juden und Muslime in Harmonie zusammengelebt, besser als z.B. mit den deutlich intoleranteren Christen. Warum also hat sich die Beziehungen dieser beiden Monotheistischen Kulte zueinander so unglaublich verschlechtert im vergangenen Jahrhundert, dass Irans Präsident Ahmadinedschad den Holocaust wenn nicht befürwortet, dann wenigstens leugnet. Juden sind laut Koran das Volk des Buches, dass respektiert gehört.
Am Ende ist dieser Konflikt vor allem eines, ein historischer Konflikt in dem es um vieles geht: verletzte Ehre und Nationalstolz, "gestohlen" und zurück "gestohlenes" Land, Religiöse Symbole, Macht und wie immer um Geld.
Wichtig für egal welche Art von Lösung ist die Feststellung, dass keine der beiden Seiten ohne Schuld ist.
Dass sich weder die Hamas mit ihrem Raketenbeschuss oder Israel mit seiner Invasion des Gaza Streifens einen Gefallen tun, ist wahrscheinlich selbst den Beteiligten klar, aber wie es leider mit einem Teufelskreis so ist, steigern sich beide Seiten immer weiter und drehen sich unweigerlich schneller im "viscious circle" bis sie ultimativ in ihr eigenes Verderben stolpern.
Und genau dies ist die Crux des ganzen Nahost-Konflikts. Die beiden Konfliktparteien sind nicht in der Lage sich selber zu helfen. Sie sind nicht in der Lage diesen Konflikt zu beenden. Kein Selbstmordattentäter, Keine Mauer oder gezielte Tötung wichtiger Hamasführer. Der Hydra wächst mit jedem dieser Aktionen nur ein Kopf oder gleich mehrere nach. Symptome mögen die Israelis erfolgreich bekämpfen, Ursachen nicht. Die palästinensischen Terroristen oder Widerstandskämpfer mögen sich im Licht des aus ihrer Sicht gerechten Kampfes baden, aber im Erfolg wohl nie.
Die internationale Staatengemeinschaft ist nicht nur gefragt, sie ist in der Schuld diesen Konflikt zu lösen. Denn sie hat ihn historisch zu verantworten. Palästinenser und Israelis handeln, jeder auf seine Art, in den einzigen vorhandenen Verhaltensmustern. Die wahren Schuldigen sind wir, die wir nicht handeln.
Der Konflikt im Nahen Osten ist der Schlüsselkonflikt des frühen 21. Jahrhunderts, denn in den kargen Wüsten und Bergen Kanaans entscheidet sich maßgeblich das Verhältnis der Weltreligionen Islam und Christentum. Frieden oder Krieg. Solange dieser Konfliktherd ungelöst existiert wird es keinen langfristigen, offenen, friedlichen Dialog geben können. Unser aller Interesse ist es das es eine für beide Seiten akzeptable Zweistaaten Lösung gibt. So schnell wie möglich. Nur ein stabiles politisches und organisatorisches Umfeld kann wirtschaftliches Wachstum ermöglichen und nur wer Perspektive und Zukunft, Bildung und Besitz hat, wird sich nicht selber in die Luft sprengen. Und nur wenn keine Raketen im Nachbargarten einschlagen werden Ausländer und ihre Investitionen ins "heilige Land" kommen.
Israel kann sich nicht vollkommen auf die USA verlassen, die Welt wird laut Expertenmeinung "Multipolar". Chinesen, Inder
und Ölmultis teilen nicht die historische Schuld des alten Europas und historische Verbundenheit der Vereinigten Staaten, sie werden weitaus pragmatischer mit Israel umgehen, als es bisher geschehen ist, weil sie logisch Machtpolitisch sprich Renditemaximierend denken und handeln.
Man möge mich nicht falsch verstehen, für antisemitisch möglicherweise, ich wäre der letzte der solche Tendenzen hegt. Ich kritisiere Israels Politik nicht das Land und nicht das Volk, schon gar nicht die weitaus größere Gruppe der Juden. Ebenso wie ich nicht die Palästinenser sondern ihre Vorgehensweise verurteile. Aber wie bereits erwähnt handeln beide Seiten in einem bekannten, teuflischen aber unveränderlichen Schema von Aktion und Reaktion.
Nur wenn arabische und westliche Welt verstehen, wie zentral dieser Konflikt ist und ihn gemeinsam im besten Interesse aller, vor allem der direkt involvierten Parteien lösen, kann dieser Ansatz Erfolg haben. Wir haben es hier auf eine Art mit einem Stellvertreterkrieg klassischer Prägung zu tun. Wie zu Zeiten des kalten Krieges muss man nur den Lieferwege der verwendeten Waffen um die "wahren" Schuldigen auszumachen.
Deswegen ist dieser Konflikt anders als all die anderen ethnischen, religiösen, politischen und sozialen Konflikte, die in so vielen Ländern der Welt leider herrschen, wobei die historische Dimension und Gründung eines "neuen" Staates im 20. Jahrhunderts gewiss eine Rolle spielt.
Man kann Israel nicht dafür verurteilen, dass es sich dagegen verteidigt, dass Raketen auf sein Terretorium fallen und man kann den Palästinensern nicht vorwerfen, dass sie für bessere Lebensbedingungen kämpfen. Zwänge treiben beide Seiten in die Ecke, der Aternativlosigkeit. Wir können eine Tür, einen Ausweg öffnen.
Schluss mit einseitigen pro-israelischen UNO Sanktionen, Schluss mit antisemitischer Hetze, Schluss Grenzen und Waffenschmuggel (internationale Beobachter), Schluss mit Siedlungen in Palästinensergebieten, Schluss mit antidemokratischen Parteien an der Macht, Schluss mit gezielten Tötungen und Selbstmordanschlägen. Die Unverletzlichkeit und Souveränität beider Staaten muss unter jeden Umständen erreicht und gewahrt werden. Finanzielle Anreize müssen für beide Seiten geschaffen werden und Partikularinteressen von Rüstungsfirmen, religiösen Hardlinern, Profiteuren und anderen Kriegsgewinnlern auf internationaler Ebene bekämpft werden. Gemeinsam und effizient, multilateral und alles dem Erfolg unterordnend.
Auf lange Sicht hat jeder einzelne Staat der Welt,das System der freien Märkte und jeder "normal" denkendende Mensch ein Interesse an der Lösung des Nahost Konflikts, also mit viel "Hope" und frischem Mut und Tatendrang in die Zukunft: "Yes, we can" - viel schlimmer kann es kaum werden.